Die Leute denken, dass Geschichten von Menschen geformt werden. In Wirklichkeit ist es genau andersherum" – dieses Zitat des Satirikers Terry Pratchett mag übertrieben klingen, aber tatsächlich hat die Forschung Erstaunliches über die Wirkung des Lesens auf unser Gehirn herausgefunden. Zum Welttag des Buches am 23. April wollen wir uns ansehen, was das für unsere Gesundheit bedeutet.
Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie in einem Buch versinken und von der Außenwelt nichts mehr mitbekommen? In der Psychologie nennt man diesen Zustand der völligen Vertiefung "Flow". Er kann zum Beispiel durch Meditieren oder beim Sport erreicht werden.
In Studien erwies sich jedoch das Lesen für viele Menschen als bester Weg zum Flow. Das macht Lesen zu einer hervorragenden Entspannungsmethode. Versuche mit amerikanischen Studierenden haben gezeigt, dass Lesen so gut wirkt wie Yoga oder eine Comedy-Show.
Die Kraft des Lesens geht aber noch viel weiter, denn es kann ähnlich wirken wie eigene Erfahrungen. Wenn wir über bestimmte Handlungen oder Erlebnisse lesen, werden die Teile unseres Gehirns aktiv, die auch im wirklichen Leben dafür zuständig wären. Wenn wir also zum Beispiel Frodo Beutlins Reise durch Mittelerde nachvollziehen, regt das unter anderem unseren Orientierungssinn an.
Auch soziale Interaktionen werden durch Lesen in unserem Kopf simuliert. So können wir auch Emotionen und Standpunkte nachvollziehen und verstehen, die uns auf den ersten Blick völlig fremd erscheinen. In der Forschung nennt man diese Fähigkeit Theory of Mind oder kognitive Perspektivübernahme. Auf Gefühlsebene spricht man auch von Empathie. Versuche haben gezeigt, dass das Lesen von fiktiven Geschichten eine zuverlässige Methode ist, um die Theory of Mind zu trainieren.
Seine vielfältigen Wirkungen machen das Lesen zu einem der besten Gehirntrainings. Es erweitert nicht nur das Wissen und den Wortschatz, sondern Studien zeigen auch, dass Lesen den Geist jung hält und vor Demenz schützt. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Menschen, die regelmäßig Bücher lesen, länger leben. Viele gute Gründe also, sich öfter der Lektüre zu widmen!